Ingrid Reichel

von: 20.09.2008 bis 01.12.2010

Frauen zwischen Sein und Schein

Der zündende Faktor dieses monumentale Projekt zu realisieren, ist Neugierde gewesen. Es ist die Suche nach der Antwort auf die Frage: Wie würden Frauen sich präsentieren, würde man ihnen die Möglichkeit geben auf einem Kunstwerk verewigt zu werden, mit der einzigen Bedingung sie müssten stehen und dürften nicht lachen, bzw. Zähne zeigen? Würden sie Helmut Newton entsprechend die Gelegenheit nutzen, sich endlich nackt mit hohen Stöckelschuhen malen zu lassen? Würden sie sich für die Ewigkeit schminken und stylen? Wieviel Zeit würden sie verwenden ihr Outfit zu planen? Sex in the City, Desperate Housewives, Klischees ohne Ende…? Nichts von alldem hat sich zugetragen. Die Frauen sind entweder nach der Arbeit oder zwischen Einkauf und Kinderbetreuung ins Atelier gekommen und Modell gestanden. In ihrer Alltagskleidung fragten die meisten „Ist es schlimm wenn ich mir die Schuhe ausziehe…?“ der Bequemlichkeit halber, scheiß auf die Ewigkeit.
Authentizität ist gefragt, Schluss mit dem Lug und Trug. Zu allerletzt sieht doch jeder nur das was er sehen will. Wahrhaftigkeit was ist das schon?
Die Frauen - Mütter, Ehefrauen, Singlefrauen, Geschiedene, Witwen, Karrierefrauen, Berufstätige, Hausfrauen, Schülerinnen, Studentinnen, Pensionistinnen, Ehrgeizige, Bescheidene, Sehnsüchtige, Nüchterne, Berühmte und Unbekannte – sie alle stehen gemeinsam und dennoch unabhängig voneinander vor einer Wand, die voller Sprüche, Zitate, Aussagen, Werbeslogans und Schlagwörter vollgeschrieben ist.
Das Bild entwickelt eine Doppelmoral. Es zeigt die kontroversen Anforderungen der Gesellschaft, die Frauen im Alltag umzusetzen haben, teilweise leisten und auch leisten wollen. Es ist die Kritik an der Ambivalenz der Begebenheiten, die dem Bild die nötige Spannung und Lebendigkeit verleiht.
Schließlich setzt sich dieses Werk nicht nur mit der Stellung der Frau in der Gegenwart auseinander - was haben die 68er gebracht? Sexuelle Befreiung, Gleichberechtigung etc… - sondern erweist sich auch als Kritik am Kunstmarkt.
Das Plakat mutiert in den letzten Jahren zum Kunstwerk, das Kunstwerk mutiert nun zum Plakat, bereit der Witterung und dem Verfall ausgesetzt zu werden. Der Wert des Originals wird in Frage gestellt und auf dem Nullpunkt neutralisiert. Im Sinne von wash and go soll das nomadenhafte „easy paint“ eine Kunstrichtung darstellen, die dem Konsumverhalten unserer Gesellschaft angepasst ist und somit alles in Frage stellt was den Kunstmarkt betrifft. Nichts ist für die Ewigkeit. Nichts ist fix.

“Sein. Schein. 30 Meter Sonnenschein.“ wurde am 20. September 2008, während des Höfefests im Frauenhof, Steingöttersaal präsentiert. Das Werk selbst hängt im Innenhof des St. Pöltner Stadtmuseums, Prandtauerstr. 2 und wir dort für einige Monate zu sehen sein.

www.ingridreichel.at

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